Es ist DAS (Herzens)Thema hinter meinen LebensLinien:
Fabelhaften, starken und feinfühligen Frauen eine Bühne geben. Unerzählte Geschichten einfangen und auf Papier bringen.
Entsprechend euphorisiert war ich von Carolin Weise ihrem Thema zur diesjährigen Blogparade:
Starke Frauen – eine Kurzbiografie
https://carolinweise.de/blogparade-starke-frauen-kurzbiografie/
Doch vorerst lief ich einige Tage herum, mit der Frage im Hinterkopf:
Welche Frau hat mich in meinem Leben besonders inspiriert?
Als leidenschaftliche Biografie-Leserin kenne ich die Geschichte vieler toller Frauen, deren Leben und Handeln höchst faszinierend waren. Auch in meinem direkten Umfeld und in meiner Familie gibt es SIE. Wundervolle Frauen, die in harten Zeiten ihren eigenen Weg gegangen sind und dabei Großartiges geleistet haben.
Schlussendlich ist meine Wahl, einem Impuls folgend, auf eine Dame gefallen, deren Name wahrscheinlich den wenigstens ein Begriff ist…
Durch Ihr beeindruckendes Talent rettete Sie viele Männer und veränderte Ihr Leben für immer.
Es ist die amerikanische Bildhauerin und Prothekerin Anna Coleman Ladd.
Geboren wurde sie am 15. Juli 1878 in Philadelphia.
Anna studierte Bildhauerei in Paris und Rom. 1905 zog sie nach Boston und heiratete den Arzt Maynard Ladd.
In Boston studierte sie Bildhauerei. Ihre Skulptur Triton Babies wurde 1915 auf der Panama-Pacific Exposition in San Francisco gezeigt. Bis heute ist die Brunnenskulptur im Boston Public Garden zu bewundern.
1914 war sie Gründungsmitglied der Guild of Boston Artists und stellte sowohl in der Eröffnungsshow als auch in der folgenden Wanderausstellung aus.
Zeitgleich widmete sie sich der Porträtmalerei.
1917 wurde Anna auf einen Artikel von Francis Derwent Wood aufmerksam. Francis war ein Künstler, der sich dem Royal Army Medical Corps angeschlossen hatte.
Nachdem er die brutal entstellten Männer gesehen hatte, die aus den Kriegsgräben zurückkamen, eröffnete er die Abteilung für Gesichtsmasken im Third London General Hospital, das bald informell als der „Tin Noses Shop“ bekannt wurde.
1917 zog Anna mit ihrem Ehemann nach Frankreich.
Die Gründung des amerikanischen Roten Kreuz „Studio for Portrait-Masks“
Nach einem Treffen mit dem Künstler Francis Wood gründete sie in Paris das amerikanische Rote Kreuz „Studio for Portrait-Masks“, um Masken für Männer herzustellen, die im Ersten Weltkrieg schwer entstellt worden waren.
Obwohl Masken seit Jahrhunderten von Menschen mit Fehlbildungen getragen wurden, hatte noch niemand zuvor versucht, sie in einem solchen Umfang herzustellen.
Schätzungsweise brauchten ungefähr 3000 französische Soldaten eine solche Maske.
Am Anfang erstellte Anna eine Gipsmaske, um eine Kopie des Gesichtes anzufertigen und einen Abdruck herzustellen. Diese Form wurde dann verwendet, um das Prothesenteil aus extrem dünnem verzinktem Kupfer zu konstruieren.
Das Metall wurde mit Hartemaille bemalt, um einen ähnlichen Hautton zu erreichen. Die fehlenden oder entstellten Merkmale wurden anhand von Fotos aus der Zeit vor dem Krieg entworfen.
Die Maske reichte je nach Ausmaß der Beschädigung von einer fehlenden Nase bis zu einem vollständig zerstörten Teil des Gesichts.
Anna formte von Hand Stücke aus verzinktem Kupfer, Zinnfolie und menschlichem Haar.
Die Maske wurde normalerweise an einer Brille befestigt, die über den Ohren eingehakt war. Mit ihren 4 Angestellten erstellte sie ungefähr neun Masken pro Monat.
Einige Zeit nach Ende des Krieges wurden ihre Dienste nicht mehr benötigt und das Rote Kreuz schloss das Pariser Studio.
Anna kehrte nach Boston zurück, um ihre Bildhauerkarriere fortzusetzen.
1932 wurde sie für ihren Kriegsdienst zum Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt. In den Jahren nach dem Krieg hielt sie Vorträge, wo sie über ihre Erfahrungen mit der Herstellung dieser Masken berichtete.
1936 zog sie mit ihrem Ehemann nach Kalifornien, wo sie 1939 verstarb.
Bis zu ihrem Tod erhielt Anna zahlreiche glühende Dankes-Briefe.
Sie lieferte den Soldaten des Ersten Weltkriegs ein unschätzbares Geschenk: ein Spiegelbild, mit dem ein lebenswertes Dasein möglich war.
Warum will ich dieser Frau ein (schriftliches) Denkmal setzen?
Wie Helmut Schmidt einst sagte:
„In der Krise beweist sich der Charakter.“
Anna Coleman Ladd wollte in einer harten Zeit Dinge zum besseren bewegen. Leiden lindern. Anpacken, wo andere verschämt wegschauen.
Sie erkannte die Lage der teilweise bis zur Unkenntlichkeit entstellten Männer, die nicht umsonst als die „tragischste aller Kriegsverletzten“ bezeichnet wurden. Oft lebten sie in totaler Isolation, aus Angst vor Ablehnung und den verächtlichen Blicken ihrer Umwelt.
Anna nutze ihre wunderbaren Fähigkeiten, gab diesen Männern ein Stück ihres Selbstvertrauens zurück und veränderte damit deren Leben.
Eine für mich inspirierende, visionäre Frau, die in dunklen Tagen die Welt ein wenig besser gemacht hat.
Du möchtest, dass deine Erinnerungen erhalten bleiben? Deinen Lebensweg schreibend sortieren? Oder diese Möglichkeit einem lieben Menschen schenken?
Lass dich auf dieser Reise zuverlässig und einfühlsam von mir begleiten:
Liebe Anja, herzlichen Dank für diese inspirierende Biografie. Ich habe bisher noch nie etwas über Anna Coleman Ladd gehört oder gelesen. Dabei ist es so beeindruckend, wie sie ihr Talent nutzte, um das Leiden der Männer zu lindern. Der Satz „Anpacken, wo andere verschämt wegschauen.“ hat mich sehr berührt. Durch solche Kurzbiografien wird die Erinnerung an die Frau wachgehalten und dient uns nachfolgenden Generationen als Vorbild. Das ist so wichtig und gut. Liebe Grüße Sylvia
Liebe Sylvia,
ein riesiges Dankeschön fürs Lesen und kommentieren. Ich war auch eher zufällig über ihre Geschichte gestolpert und sofort fasziniert. Auf die Erinnerungen der starken Frauen einer anderen Generation.
Alles Gute für dich,
Anja