Spürst du noch die geladene Atmosphäre, als du deinen Eltern sagtest, dass du dein Studium abbrichst, um Künstlerin zu werden? Dich klopfenden Herzens von deinem ersten Freund trenntest?
Die tiefe Traurigkeit, als du dich auf der Beerdigung deines Großvaters für immer von ihm verabschieden musstest?
Jeder Mensch hat (s)eine Geschichte zu erzählen. Sie steckt in ihm und wartet ungeduldig darauf, gehört zu werden.
Eine Geschichte voller prägender Momente und Erlebnissen, die Spuren hinterlassen haben.
Dich zu dem Menschen gemacht haben, der du heute bist.
Der magische Blick in den Rückspiegel.
6 überzeugende Gründe, warum der berühmte Blick in den Rückspiegel lohnt
- Teile deine persönlichen Erfahrungen mit anderen
Im Laufe unseres Lebens durchleben wir schlimme und großartige Augenblicke. Wir wachsen an ihnen, entwickeln uns weiter, fallen und stehen wieder auf. Erlebnisse prägen uns auf individuelle Weise.
Diese wertvollen Erfahrungen zu verewigen, bedeutet, sie für sich selbst festzuhalten. Gleichzeitig teilst du diese mit der Welt. Erschaffst etwas Bleibendes, das anderen Mut verleiht oder Hoffnung schenkt. Ihn zeigt, dass sie nicht alleine sind.
2. Rückblick auf deinen Lebensweg – Verständnis entwickeln
Über deine Erinnerungen zu schreiben, lässt dich tief in deine eigene Lebensgeschichte eintauchen. Beim Schreiben schreitest du durch prägende Augenblicke, verwebst diese miteinander und erhältst einen Querschnitt deines bisherigen Lebens.
Im Rückblick durchleuchtest du Entscheidungen und Meilensteine, entschlüsselst ihren Stellenwert und fügen so lose Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammen.
Du bekommst die Möglichkeit, dich mit verpassten Chancen auszusöhnen, zu verzeihen oder eine neue Perspektive einzunehmen.
Die Folge: Tiefgehendes Verständnis für alles, was hinter dir liegt.
3. Heile die Vergangenheit und schaffe Platz für die Zukunft
Schmerzhafte Momente und tragische Erlebnisse prägen uns. Sie beeinflussen unsere Vergangenheit und damit auch unsere Zukunft. Beim Schreiben beleuchtest du diese traurigen Stellen erneut. Du setzt sie in einen Kontext und integrierst diese so als Teil deines bisherigen Lebens.
Deine persönliche Geschichte aufzuschreiben, unterstützt dich dabei, zu verarbeiten. Ein Abschluss wird möglich und du schaffst Platz für deine Zukunft.
4. Halte deine Familiengeschichte für nachfolgende Generationen fest
„Der Krieg ist vorbei. Ich sehe es vor mir als wäre es gestern gewesen:
Die Amerikaner kommen unsere Straße entlang. Aus dem Nichts beginnen sie wahllos zu schießen. Die Nachbarin neben uns sackt zusammen. Meine kleine Schwester schreit. Ich halte sie fest und ziehe sie sie weg.“
Dies ist ein kleiner Auszug aus der Lebensgeschichte meiner 96-jährigen Großmutter. Ich habe das riesige Glück, die Lebenswege meiner Familie weit zurückverfolgen zu können. Es existieren Tagebücher über drei Generationen, Briefe, Stammbücher und zahlreiche Fotos.
Fakt ist: Unser Leben beginnt nicht erst mit unserer Geburt. Wir betreten die Welt in der Mitte des Lebens anderer Menschen. Und so, wie ihr Leben uns beeinflusst, so beeinflusst unser Leben ihres.
Wir alle sind auf die ein oder andere Weise miteinander verbunden. Alles, was wir durchleben, erfahren oder entscheiden, hat Einfluss auf die Menschen, die uns folgen werden.
Die eigene Geschichte festzuhalten, hilft anderen, die Ereignisse deines Lebens nachvollziehen zu können, wenn du nicht mehr da bist.
Du schenkst deinen Nachfahren die Möglichkeit, einen Blick in deinen Kopf zu werfen. Deine Gefühls- und Gedankenwelt zu erfassen und so nicht nur Puzzleteile deiner Geschichte zu verstehen, sondern auch die eigene Rolle im System.
5. Brich dein Schweigen
Täglich passieren dramatische Dinge auf dieser Welt. Schlimme Schicksale erzeugen Leid, brechen Menschen und hinterlassen einen Scherbenhaufen.
Traumatische Erlebnisse rauben vielen Menschen ihre Stimme und lassen sie erstarrt zurück.
Deine eigene Geschichte auf Papier bricht das Schweigen und gibt dir deine Stimme zurück.
6. Gegen das Vergessen
In Deutschland leben 1,6 Mio. Menschen mit Demenz. Pro Jahr kommen mehr als 300.000 dazu.
Die Vergangenheit ist häufig der Schlüssel zum Verständnis der Erkrankten.
Es ist ein wichtiger Aspekt in der Biografiearbeit: Die Beschäftigung mit der Lebensgeschichte hilft dabei, Pflegebedürftige besser zu verstehen. Zum anderen können Pflegekräfte mit diesem Wissen vorhandene Ressourcen aktivieren. Sie entdecken vielleicht neue Beschäftigungsmöglichkeiten für die Seniorinnen und Senioren oder können das Vertrauensverhältnis vertiefen.
Menschen möchten gesehen werden. Anerkennung und Wertschätzung haben Einfluss darauf, ob Pflegebedürftige essen, sich bewegen und therapeutische oder pflegerische Maßnahmen akzeptieren. Durch Erinnerungsarbeit blicken sie optimistischer in die Zukunft. Herausforderndes Verhalten tritt seltener auf. Das erleichtert die Pflege und Betreuung.
Ein wertvoller Schlüssel im Vorfeld: Das Schreiben deiner persönlichen Geschichte.
Manche Situationen sind von so intensiven Gefühlen bestimmt, dass es einfach ist, sie ins Gedächtnis zurückzuholen. Reicht die Erinnerung nicht aus, sind Fotos, Tagebücher oder Briefe eine wertvolle Stütze.
Folgender Schreibimpuls kann dir den Start erleichtern
Das alte Foto
Jedes Mal, wenn wir ein Foto anschauen, werden Erinnerungen wach. Fotos halten zuverlässig fest, was wir nicht vergessen wollen. Schöne und schmerzhafte Momente. Menschen, die wir lieben oder verloren haben. An besondere Orte, traumhafte Urlaube und harte Jahre, die hinter uns liegen.
Lasse ein Foto lebendig werden:
Wähle ein altes Foto und schreibe darüber.
Wann war dieser Moment?
Was geschah vor dem Foto?
Wer hat es gemacht und wo?
Welche Gefühle löst diese Erinnerung in dir aus?
Nimm dir Zeit, es genau zu betrachten und alle Einzelheiten aufzunehmen. Dann schreib eine Geschichte dazu auf.
Du wüsstest gerne mehr zu diesem Thema?
Dann wirf unbedingt einen Blick in meinen Artikel:
Du hast Lust, dich deinem eigenen Lebensweg schriftlich-erinnernd zu nähern?
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